Ich glaube GOtt und seinem Worte

Kantate zu Trinitatis für Tenor Solo

Ensemble Adamantinus

Jan Van Elsacker - Tenor

Guilherme Ribeiro, Zeynep Coskunmeric - Violinen

Felicitas Weissert - Barockcello

Barbora Hulcova, Simona Umarov, Giulia Cantone - Theorbe

Dieter Weitz - Cembalo

Michael Huß - Orgel

Komposition - Mika Stähle (2019)

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Kantate - Ich glaube GOtt und seinem Worte
Partitur, Edition Adamantinus
Edition Adamantinus Kantate zu Trinitati
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Der Text stammt aus dem im Jahr 1705 erschienen Buch „Geistliche Cantaten Uber alle Sonn-, Fest- und Aposteltage zu Beförderung Gott geheiligter Hauß- und Kirchen-Andacht In ungezwungen Teutschen Versen“ vom Librettisten Erdmann Neumeister, dessen Kantatentexte u.a. von Bach und Telemann vertont wurden. Genau in diesen Zeitstil soll sich meine Kantate „Ich glaube Gott und seinem Worte“ einfügen. Als Barockmusiker, empfinde ich es als äußerst wichtig beide Seiten des Musizierens zu beleuchten, also nicht nur zu singen oder zu spielen sondern auch zu komponieren. Es geht dabei darum zu verstehen, wie die Musiker von damals gedacht haben? Wie funktioniert die Musik hinter der Fassade? Wie funktioniert die Ästhetik, bzw. was will mir ein Komponist sagen? Man stellt sehr schnell fest, dass Komponieren und Musizieren Hand in Hand gehen. Wenn ich als Komponist versuche bestimmte Effekte zu erreichen, erkenne ich diese später in der Musik von anderen Komponisten wieder und verstehe das geschrieben besser. Aber auch andersrum, wenn ich als Musiker einiges an Erfahrung gemacht habe, weiß ich als Komponist was funktioniert und was nicht, was ist möglich und was unmöglich und wie erreiche ich eine bestimmte Wirkung. Ich kann also kein guter Musiker sein wenn ich kein Komponist bin und kein guter Komponist wenn ich kein Musiker bin. Deshalb empfinde ich jede Erfahrung als Komponist als unfassbar wertvoll für das, was ich eigentlich studiere, nämlich Gesang Alte Musik. Interessant wird das ganze auch unter dem Aspekt der Historisch informierten Aufführungspraxis. Man kann die Einflüsse der modernen Welt nicht leugnen und muss sich als Musiker im klaren sein, was ist eigentlich „modern“ und was passt in den Stil der Musik. In den meisten Bereichen wird heutzutage versucht eine Fusion zu erreichen. Ich mache mit meinen Kompositionen einen Schritt in die entgegegesetzte Richtung und frage mich kann ich diese Musik authentisch erschaffen, sodass nicht einmal ein Zeitgenosse es merken würde. Ich erforsche sozusagen diese Musik von einer anderen Richtung, oder mit einem Zusatz. Selbstverständlich ist ein ausführliches Sichten von Quellen und Lehrbüchern unvermeidlich, aber das anschließende Komponieren vermittelt einen ganz anderen Eindruck. Analog gesprochen ist es beispielsweise so wie zu verstehen wie ein Spiel funktioniert oder es tatsächlich zu spielen. Die Erkenntnisse und Erfahrungen sind ganz anders, da man auf einmal mit Problemen verschiedenster Art konfrontiert wird. Egal ob es ein alter oder neuer Stil ist. Arvo Pärt beispielsweise, der zu den ganz großen zeitgenössichen Komponisten gehört, bemühte sich in vielen seiner wirklich modernen Kompositionen um ein traditionelles Klangbild, allerdings im modernen Kontext. Meiner Meinung nach ist die sogenannte Alte Musik auch in unserem Alltag allgegenwärtig, sei es bei den unzähligen Konzerten oder in den digitalen Medien wie Youtube und Spotify oder im Radio. Es ist immernoch zeitgemäße Musik die ihre Jahre noch nicht hinter sich hat, sonst würde sie die Wenigsten faszienieren und es würde auch keine Konzerte geben. So hat das beispielsweise die AM Abteilung der MH Trossingen im Juni diesen Jahres in einer Produktion mit Musik von Claudio Monteverdi erneut bewiesen, die bemerkenswerte 400 Jahre alt ist. Dennoch war die Produktion topmodern und voll besucht. Auch beispielsweise Elam Rotem, derzeit Musiktheoretiker an der Schola Cantorum Basiliensis, komponiert für sein Ensemble Profeti della Quinta eigene Oratorien. Er und sein Ensemble sind spezialisiert auf die Musik um 1600 und genau in diesem Stil erscheinen auch seine Werke, die dennoch eine ganz eigene Dynamik haben. Ich denke dass es möglich ist an diesen Eindrücken anzuschließen. Vergangenes hat die Menschen schon immer zum nachahmen oder besser gesagt zum neu entdecken/erfinden animiert. Ein leuchtendes Beispiel ist die Orientierung der Rennaissance an der Antike. Durch das eigene Komponieren kann ich diese Musik neu entdecken und es werden mir Dinge bei Werken von Bach und seinen Zeitgenossen bewusst, die mir sonst vielleicht nicht aufgefallen wären. Selbstredend sind Neue und Alte Musik nieschenorientiert und nur für dementsprechend gebildete Leute aus diesen Nieschen wirkungsvoll, aber unterscheiden sich im Grundsatz nicht. Daher denke ich aus diesen doch verschiedenen Gründen, dass man diese Musik auch in unserer heutigen Zeit neu erschaffen kann und den neuen Kompositionen künstlerische Gültigkeit zusagen muss.

 

 

In der Kantate kommen drei der vier typischen Satztypen vor. Sie beginnt und schließt mit einer Arie in A-B-A Form und einthält Rezitative und Accompangati. Der vierte Satztyp, der Choral, hätte als Cantus Firmus Arie oder ähnliches vorkommen können, kommt aber nicht zum Einsatz, zumal es in einer Solokantate sehr aufwändig wäre. Stilistisch orientiert ist die Kantate an keinem speziellen Komponisten, sondern eher so, dass es ein imaginärer Komponist der Zeit um 1720 hätte komponieren können. Möchte man sie allerdings jemandem zuschreiben wäre sie einem Telemann oder Graupner am ähnlichsten. Im Prinzip handelt es sich bei meiner Kantate um absoluten Standard im barocken Gottesdienst. Das aber führt wie ich denke eine ganz eigene Wirkung mit sich. Denn Kantaten von Bach, die doch am bekanntesten sind, sind dennoch kein Standard. Schaut man sich an was zu dieser Zeit usus war dann sind es kurze Kantaten in kleiner Besetzung mit möglichst wenig Schreibaufwand. Einige Arien in Telemann Kantaten dauern sogar unter einer Minute, es gibt immer sehr viel Continuo und möglichst wenig Ausgeschriebenes, weil das kostet alles Zeit. Es war normal Kantaten sehr Effizient zu gestalten, ansonsten wäre es für Telemann ja auch kaum möglich gewesen über 1500 Kantaten zu schreiben. Ein Bach war da doch viel außführlicher und seine Kantaten sind oft für damalige Verhältnisse größenwahnsinnig gewesen. Diese Entwicklung lässt sich im übrigen sehr schön an den frühen Bachkantaten begutachten. Ich möchte damit dem Zuhörer zeigen wie es außer den Bachkantaten noch geht und das diese Musik eigentlich totale Gebrauchsmusik war.